in einem abseits liegenden kleinen dorf
in island geschieht nicht viel. die tage gleichen sich und trotzdem
tut sich allerlei. der fabrikdirektor gibt arbeit und familie auf, um
sich der astronomie zuzuwenden. im warenlager des einzigen
supermarkts scheint es zu spuken. die bäuerin kristin beginnt mit
dem nachbarn kjartan ein verhältnis; elisabet, die attraktivste
frau, nach der sich alle männer im dorf sehnen, eröffnet ein
restaurant. und ágústa, die die post im dorf führt, öffnet und
liest die briefe, weiss so über alles bescheid. viele kleine,
eigentlich unwichtige ereignisse machen das leben in diesem dorf aus.
mit einem unverstellten blick und einer
faszinierenden beobachtungsgabe wird hier ein dörfliches leben mit
all seinen facetten beschrieben. liebe, hass, neid, freundschaft,
verbundenheit, abhängigkeit stehen nebeneinander und bestimmen den
alltag und das handeln der menschen. die prägnanten
personenbeschreibungen tun das ihre dazu. dramatische und
unbedeutende ereignisse halten sich die waage. ohne irgendwie zu
werten, werden die komplexen verhältnisse zu einem gesamtbild
gezeichnet. ein lehrstück in verhaltensphilosophie tut sich auf.
dies alles kommt mit viel fantasie in einer reichen sprache daher
und wird so zu einem echten lesegenuss. «selten hat man
aufregenderes über drückende langweile gelesen», steht als
kommentar auf der rückseite des buches. treffender könnte es nicht
gesagt werden.
22.08.2024
jón kalman stefánsson: sommerlicht, und dann kommt die nacht
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