22.08.2024

jón kalman stefánsson: sommerlicht, und dann kommt die nacht

in einem abseits liegenden kleinen dorf in island geschieht nicht viel. die tage gleichen sich und trotzdem tut sich allerlei. der fabrikdirektor gibt arbeit und familie auf, um sich der astronomie zuzuwenden. im warenlager des einzigen supermarkts scheint es zu spuken. die bäuerin kristin beginnt mit dem nachbarn kjartan ein verhältnis; elisabet, die attraktivste frau, nach der sich alle männer im dorf sehnen, eröffnet ein restaurant. und ágústa, die die post im dorf führt, öffnet und liest die briefe, weiss so über alles bescheid. viele kleine, eigentlich unwichtige ereignisse machen das leben in diesem dorf aus.
mit einem unverstellten blick und einer faszinierenden beobachtungsgabe wird hier ein dörfliches leben mit all seinen facetten beschrieben. liebe, hass, neid, freundschaft, verbundenheit, abhängigkeit stehen nebeneinander und bestimmen den alltag und das handeln der menschen. die prägnanten personenbeschreibungen tun das ihre dazu. dramatische und unbedeutende ereignisse halten sich die waage. ohne irgendwie zu werten, werden die komplexen verhältnisse zu einem gesamtbild gezeichnet. ein lehrstück in verhaltensphilosophie tut sich auf. dies alles kommt mit viel fantasie in einer reichen sprache daher und wird so zu einem echten lesegenuss. «selten hat man aufregenderes über drückende langweile gelesen», steht als kommentar auf der rückseite des buches. treffender könnte es nicht gesagt werden.

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