03.12.2024

pierre lemaitre: spiegel unseres schmerzes

auf vier verschiedene schauplätzen handelt der roman. die grundschullehrerin louise arbeitet nebenher im restaurant von monsieur jules. einer der gäste macht ihr ein unseriöses angebot, auf das sie nach einigem zögern einsteigt, was sie letztlich vor gericht bringt. der unglaubliche hochstapler desiré migault, der sich die kriegswirren zunutze macht, tritt als rechtsanwalt und verteidiger von louise auf. später erscheint er als regierungsmitarbeiter, chirurge und priester. zur gleichen zeit liegt raoul landrade als soldat mit seiner einheit im kampf gegen die 1940 einmarschierende deutsche wehrmacht. bald ist er auf der flucht, auf der er unwahrscheinliches erlebt. und dann gibt es fernand, dessen freundin alice paris zur sicherheit schon verlassen hat, er aber einen gefangenentransport bewachen muss. alle sind bald unterwegs in diesem grossen flüchtlingstreck nach süden. auch monsieur jules und louise finden sich darin wieder. diese vier erzählstränge, die zunächst wenig gemeinsam haben, laufen in einer genialen weise aufeinander zu und finden ein erstaunliches ende.
in diesem unterhaltsamen, aber auch tiefgründigen roman treten vor dem hintergrund realer geschichtlicher ereignisse menschen in sehr unterschiedlichen lebenslagen auf. letztlich ist es immer mehr deren ziel, die kriegswirren zu überleben. mit viel fantasie komponiert der autor eine brillant geschriebene geschichte, die immer wieder ethische fragen aufwirft und die wahren werte des lebens unter solchen extremsituationen zur diskussion stellt. teilweise unglaubliche bis unwahrscheinliche passagen und an unmöglichkeit grenzende ereignisse und zufälle gehören genau so dazu, wie starke emotionale momente, die mir beim lesen nahe gegangen sind. spannend von der ersten bis zu letzten seite lässt sich das buch kaum aus der hand legen.

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