15.07.2020

james baldwin: nach der flut das feuer

in form eines briefes an seinen neffen berichtet james baldwin von seinen eigenen erfahrungen und seinen erkenntnissen über das leben der schwarzen in den vereinigten staaten. zum ersten mal widerfährt ihm ein uebergriff weisser polizisten im zehnten lebensjahr, er sieht seine altersgenossen in drogen- und alkoholkonsum abstürzen und er findet zunächst über seinen glauben und die aktivitäten in der kirche halt. er braucht einen enormen willen, seinen weg zu gehen. hundert jahre nach der abschaffung der sklaverei ist die gesellschaft noch weit entfernt von der gleichberechtigung. er beschreibt, wie jedes schwarze kind bereits früh realisieren muss, wo sein platz sein wird und welchen einfluss dies auf das zukünftige leben haben kann.
dieser visionäre text ist bald 60 jahre alt und hat nichts von seiner aktualität verloren. james baldwin beschreibt nicht nur die immer noch massive benachteiligung der schwarzen sondern analysiert auch präzis und schonungslos die haltung und das denken der weissen. er entwirft aber keine anklage nach einem schwarz-weiss-schema, sondern zeigt auf, wie tief alle – weisse wie schwarze – in diesen mustern gefangen sind und kaum herausfinden. auch schlägt er einen bogen zur situation in europa, wo die einwanderung von menschen aus afrika später und unter anderen vorzeichen stattfindet. er versteht es, mögliche handlungsperspektiven aufzuzeigen und diesem buch damit eine versöhnliche note zu geben.

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