20.08.2023

josé luís peixoto: galveias

eines nachts im jahr 1984 schlägt in galveias, einem dorf im alentejo, ein meteorit ein. vom ohrenbetäubenden lärm erwachen die menschen, verlassen ihre häuser und verstehen zunächst nicht, was geschehen ist. starker schwefelgeruch liegt in der luft und durchdringt alles. man klagt über dieses schicksal, aber schon bald geht das leben wieder seinen gewohnten gang. in dieser gemeinschaft gibt es dinge, über die nicht geredet wird, und menschen, die ihre geheimnisse haben: zwei brüder, die wegen einer erbstreitigkeit verfeindet sind, finden sich wieder. der dem alkohol verfallene priester versteckt seine weinflaschen im ganzen haus. junge männer machen ihre nächtlichen rennen auf lärmigen kleinmotorrädern. der postbote fährt wie jedes jahr nach bissau, wo er eine familie hat, von der hier niemand etwas weiss. und es gibt auch den arzt, der gleichzeitig grossgrundbesitzer ist. eines nachts wird die im dorf ihre dienste anbietende prostituierte versehentlich erschossen und ... ein kind kommt zu welt, das als einziges nicht nach schwefel riecht.
dieses epische sittengemälde einer gesellschaft, das die dortigen lebensumstände skizziert, lässt einen ins damalige, ländliche portugal eintauchen. das soziale gefälle, die machtstrukturen und die ungeschriebenen gesetze werden noch kaum hinterfragt, doch scheinen riten und regeln an bedeutung zu verlieren. viele kapitel widmen sich jeweils einer person und bilden letztlich ein etwas unübersichtliches ganzes, was dem gesamtwerk aber keinen abbruch tut. die verwandtschaftsverhältnisse sind nicht immer einfach zu überblicken und etliche männer und frauen haben neben ihrem namen auch uebernamen. so wäre ein personenverzeichnis hilfreich. die stärke des buches ist die darstellung des dörflichen lebens und die genaue beschreibung der einzelnen menschen. wer portugal liebt, muss es unbedingt lesen.

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