13.08.2023

torsten schulz: boxenhagener platz

oma otti hat schon fünf männer überlebt, dem sechsten geht es auch schon schlecht und gleichzeitig stellt ihr der 80-jährige karl nach. in ost-berlin, ende der 1960er-jahre, tut sie sich schwer mit dem politischen regime. sie, die schon zwei weltkriege erlebt hat, beschränkt sich auf die pflege der gräber ihrer männer und verstorbenen freundinnen. ihr enkel holger, der mehr oder weniger bei ihr lebt, muss sie jeweils begleiten, obwohl er lieber fussball spielte. als der fischhändler winkler erschlagen aufgefunden wird, geht die suche nach dem mörder los. holger ist mitten in den ermittlungen dabei, was nicht immer ganz unproblematisch ist.
roman, krimi, sozialstudie: all das ist dieses buch, das man beim lesen gleich ins herz schliesst. ein stück lebensrealität der ddr, einige jahre nach dem mauerbau, entfaltet sich hier auf eine liebevolle weise. die beziehungen der menschen untereinander, die immer oft auch von vorsicht und misstrauen geprägt sind, werden hier, ebenso wie das beinahe dörfliche leben um diesen platz, auf eine sehr reale weise beschrieben. wunderbare charaktere agieren in einer handlung, die so phantastisch sie ist, durchaus auch real gewesen sein könnte. eigentlich werde ich gerade neugierig auf diesen ort und möchte selbst dort sein.

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