09.01.2019

christoph hein: verwirrnis

als wolfgang neu in die klasse kommt, dauert es nur kurz und er und friedeward werden schnell mehr als beste freunde. in den 1950er jahren in einer katholischen kleinstadt muss ihre liebe, die für die menschen um sie herum als sünde gilt, ein geheimnis bleiben. die grösste angst aber hat friedeward vor seinem strengen vater, der bei der erziehung seiner kinder vor körperlicher züchtigung nicht zurückschreckt. auch als sie beide von zuhause weg sind und in leipzig -- in einem viel liberaleren umfeld -- studieren, sind sie vorsichtig. sie lernen ein lesbisches paar kennen und kommen auf die idee, dass eine heirat von jacqueline mit friedeward eigentlich die beste tarnung wäre. für wolfgang eröffnet sich die möglichkeit in berlin weiter zu studieren. die trennung ist schwer, bringt entsagung, sehnsucht aber auch entfremdung mit sich.
in diesem roman, der sich letztlich zur lebensgeschichte friedewards fügt, finden einige elemente zusammen: zwei männer finden trotz der schwierigen, ja beinahe unmöglichen situation zueinander, sie bestehen und gestalten ihre beziehung versteckt und später formt sie der schmerz der trennung, jeder auf seine weise. kurz nach dem zweiten weltkrieg in der noch jungen ddr wird das private leben immer wieder von gesellschaftlichen und politischen bedingungen stark beeinflusst: eindrücklich, wie die historischen tatsachen zutage treten.
es ist ein buch, das ich kapitel für kapitel wohldosiert gelesen habe. schon in der mitte fürchtete ich am ende anzukommen und den lesegenuss nicht mehr zu haben.


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