29.01.2019

donat blum: opoe

da sind zwei geschichten. die eine ist die von opoe, der holländischen grossmutter, deren leben voller geheimnisse ist. sie heiratet und folgt ihrem mann in die schweiz, wo sie nie ganz heimisch wird. nach ihrem tod fährt ihr enkel nach holland und trifft dort einige alte verwandte. aus deren erinnerungen und erzählungen entsteht das bild einer eigenwilligen und selbstbestimmten frau, die nicht nur damit lebt, von ihrem mann betrogen zu werden, sondern sich auch ihr eigenes leben einrichtet.
die andere geschichte ist die des autors, des enkels, der offene und freie liebesbeziehungen sucht. dieses nicht einfache bestreben, das zuweilen wegen trauer, eifersucht und anspruch an treue an grenzen stösst, beschreibt er mit einer faszinierend eindringlichen anschaulichkeit.
trotz der immer wieder langen und komplexen sätze ist der text gut verständlich und erzeugt schöne und spannende stimmungen. gerne hätte ich mehr über die geschichte der grossmutter erfahren, vieles bleibt nur angedeutet und ungenau. was die beiden parallel geführten stränge verbinden soll, hat sich mir wenig erschlossen. der gegensatz zwischen der offensichtlichen abgeklärtheit der grossmutter und dem zweifelnden und suchenden enkel ist zwar interessant, aber findet irgendwie nicht zusammen.

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